Die 2007 realisierte Vogelbeobachtungsstation das erste baubotanische Bauwerk, das über zwei „Stockwerke“ verfügt. Eine 2,70m über dem Erdboden befindliche, elliptische Plattform wird von einer kelchförmigen Membran überdacht, die zwischen einem ebenfalls einwachsenden Ring in sechs Metern Höhe und der Ebene verspannt ist.
Auch bei diesem Bauwerk bilden lebende Weidensteckhölzer das Haupttragwerk, wobei die baumartig wachsende Art Salix alba (Silberweide) zum Einsatz kam. Im unteren Bereich sind die Pflanzen zu X-förmigen Stützen zusammengefasst, im oberen Bereich geht die Struktur in eine Gitterschale über. Der Besucher „erklettert“ sich den oberen Raum mit Hilfe von Leitersprossen, die in das Baumtragwerk eingebunden sind. Bis zu zehn Personen können dann auf der elliptischen Ebene, zwischen Membrandach und pflanzlicher Gitterwand, Platz finden.
Mit der Vogelbeobachtungsstation wurden die Grenzen dessen erreicht, was mit der Weiden-Steckhölzern konstruktiv möglich ist. Die teilweise mehr als zehn Meter langen Steckhölzer waren oft aufgrund ihrer Dicke und ihres Alters bereits so steif, dass sie sich so gut wie nicht mehr formen ließen. Längere und vor allem schlankere Pflanzen sind nicht verfügbar und lassen sich auch kaum sinnvoll produzieren. Diese Erfahrungen gaben einen wichtigen Impuls für die Entwicklung alternativer Konstruktionsmethoden (Pflanzendaddition), die in dem dreistöckigen Experimentalbauwerk Turm erstmals baulich angewendet wurden.
Das bisherige Wachstum des Bauwerks veranschaulicht auch eine typische Eigenschaft der Pionierbaumart Weide. Der sehr vitalen Entwicklung auf der besonnten Seite steht eine eher schüttere Belaubung und ein geringes Wachstum auf der dem benachbarten Wald zugewandten Seite gegenüber. Daran wird deutlich, dass baubotanische Konstruktionen aus Weiden hauptsächlich für die offene Landschaft geeignet sind. Für dichte und urbane Situationen sind insbesondere schattenverträglichere Arten gefordert.