Das Projekt wurde im Rahmen der Landesgartenschau Nagold 2012 realisiert und ist als ein langfristig angelegtes baubotanisch-städtebauliches Experiment konzipiert. Mit Hilfe der Pflanzenaddition konnte der 10 × 10 × 10 Meter große Kubus unmittelbar als ein vollständig grünes Bauwerk realisiert werden, das bereits zu Beginn das Grünvolumen eines ausgewachsenen Baumes aufwies. In diesem Anfangsstadium bilden auf sechs Ebenen in Pflanzgefäßen angeordnete Platanen grüne Wände, die einen nach oben offenen Raum umschließen. Im Inneren sind auf drei Ebenen umlaufend Wartungsstege für die Gärtner und an der Westseite Besucherplattformen angeordnet, die über einläufige Stahltreppen erschlossen sind. Die Pflanzen sind so miteinander verbunden, dass sie zu einem einzigen Organismus verwachsen, der sich langfristig vom Boden aus mit Wasser und Nährstoffen versorgen kann, sodass die Pflanzgefäße und die Bewässerungstechnik zurückgebaut werden können. Die gesamte Konstruktion wird anfangs von vertikalen Stahlstützen getragen, die entfernt werden sollen, wenn die Pflanzenstruktur so stabil geworden ist, dass sie alle auftretenden Lasten aufnehmen kann.
Die Plattformen sind an umlaufenden Stahlfachwerkträgern befestigt, die so konstruiert sind, dass sie die Lasten an einer Vielzahl von Punkten an die pflanzliche Konstruktion übertragen können. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass die baubotanische Struktur durch unterschiedlich starkes Dickenwachstum und das eingeplante Absterben von Pflanzen bzw. Stammabschnitten voraussichtlich lokal stark variierende Festigkeiten ausbilden wird.
Im Verlauf der weiteren Entwicklung soll sich der Raum nach oben hin mehr und mehr schließen, da sich hier die Baumkrone entwickeln wird, während im unteren Bereich die mit den Jahren dicker und knorriger werdenden Stämme stärker hervortreten werden. Seit dem Ende der Gartenschau, in der der Kubus als Aussichtspunkt und schattiger Rückzugsraum diente, wird das Gartenschaugelände als ein neues Stadtquartier weiterentwickelt. Ursprünglich war vorgesehen, dass der Platanenkubus als baubotanischer Quartiersplatz dienen sollte, der insbesondere durch seine vertikale Erschließung vielfältige Nutzungsmöglichkeiten aufweist. Aufgrund von Änderungen in der städtebaulichen Entwicklungsplanung wurde der Kubus 2021 in die Freiflächengestaltung einer Kindertagesstätte integriert.
Die Entwicklung des Projekts war in den ersten fünf Jahren durch eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der vegetationstechnischen Anlagen bestimmt, die durch die öffentliche Nutzung und die rauen Witterungsbedingungen am Rande eines Mittelgebirges (Schwarzwald) extremen Anforderungen standhalten müssen. Anschließend entwickelten sich die Pflanzen vital und zeigten ein kräftiges Dickenwachstum und gute Entwicklungen der baubotanischen Knotenpunkte.